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Reizdarm-Syndrom

Wenn die Ursache von Bauchkrämpfen, Übelkeit, Völlegefühl, Durchfall oder Verstopfung unklar ist, lautet die Diagnose oft „Reizdarm“. Vieles kann sich dahinter verbergen: Nahrungsmittel­unverträglichkeiten, hormonelle Schwankungen, Infektionen und Antibiotika-Therapien lassen das Verdauungssystem ebenso aus dem Ruder laufen wie Stress und ein problematischer Lebensstil, aber auch eine extrem gesunde Ernährung. Erfahren Sie hier, was wieder Ruhe und Ordnung im „Bauchladen“ einkehren lässt.

Alarm im Darm

Es kommt wie der blitz aus heiterem Himmel. Plötzliche Übelkeit, die Eingeweide krampfen sich zusammen, panisch wird eine Toilette gesucht. Darmprobleme sind nicht immer Folge eines Infekts, Durchfall und Blähungen oder auch Völlegefühl und Verstopfung können ebenso entstehen, wenn wir etwas Falsches gegessen oder zu wenig getrunken haben. Meist läuft zum Glück schon nach einigen Tagen, spätestens nach zwei Wochen die Verdauung wieder rund. Doch bei einigen Betroffenen hört der Alarm im Darm nicht auf. Ihre Verdauung spielt wieder und wieder verrückt. Auf der Suche nach den Ursachen ihrer Beschwerden rennen sie von Arzt zu Arzt, erfolglos. Dauern die Darmstörungen mehr als zwölf Wochen an und treten sie mindestens an einem Tag der Woche auf, wird dann meist die Diagnose „Reizdarm-Syndrom“ (RDS) gestellt.

Jeder Reizdarm ist anders
Warum aber ist es so schwer, die Gründe für die Verdauungsstörungen zu finden? „Die Beschwerden bei Reizdarm sind diffus und so vielfältig wie ein bunter Blumenstrauß“, erklärt der Gastroenterologe und Reizdarm-Experte Prof. Dr. Martin Storr. Zwar haben alle Betroffenen Verdauungsprobleme, doch die können sehr unterschiedlich sein: Während die einen unter Völle- und Druckgefühl leiden und völlig erschöpft sind, plagen andere Blähungen und Durchfall, oder es wechseln sich Verstopfung und Durchfall ab. Bei manchen ist der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört, gelegentlich kommen noch Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen hinzu. Einige fühlen sich auch geistig benebelt, so als hätten sie am Vorabend zu viel Alkohol getrunken.

Die körperlichen Symptome können so stark sein, dass die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt ist, und auch seelisch macht ein Reizdarm-Syndrom Betroffenen schwer zu schaffen. Wie eine aktuelle Studie zeigt, leiden sie vor allem darunter, dass sie kaum mehr spontan etwas unternehmen können. Da sie nie wissen, wann es zu den Verdauungsproblemen kommt, ziehen sie sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück. Mit Freunden ins Kino oder essen zu gehen, ist einfach zu riskant. Der Leidensdruck und der Verlust an Lebensqualität sind daher hoch.

Eine Diagnose für den Papierkorb?  
Wer unter häufigen Darmproblemen leidet, wünscht sich eine schnelle Diagnose und einen raschen Beginn der Behandlung. Da jedoch die Hauptsymptome Bauchschmerzen und veränderter Stuhlgang bei einer Vielzahl von Krankheiten auftreten, bleiben die Ursachen der Beschwerden oft unentdeckt.

Nach den 2021 überarbeiteten S3-Leitlinien, die von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) sowie 17 weiteren medizinischen Fach­gesellschaften erstellt wurden, sollen Ärzte zunächst untersuchen, ob ihr Patient an schwerwiegenden Erkrankungen wie Darmkrebs, chronisch entzündlichen Darm­-erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa leidet. Außerdem wird empfohlen, auch  abzuklären, ob er auf die Bestandteile Fruktose, Sorbit, ­Laktose oder Histamin mit einer Nahrungsmittel­intoleranz reagiert.

Diese Basisabklärung sei allerdings lückenhaft und ein Kompromiss, schreibt der Internist und Ernährungsmediziner Dr. Maximilian Ledochowski in seinem neuen Buch „Ist es wirklich Reizdarm?“ (Trias Verlag). Aus Mangel an Beweisen kommt es deshalb durchaus vor, dass ein Arzt nach wenigen Untersuchungen einen Patienten für kerngesund erklärt oder beispielsweise eine Essstörung diagnostiziert. Ohnedies hält Ledochowski die Diagnose „Reizdarm“ für eine Verlegenheitsdiagnose, die eigentlich ersetzt werden müsse durch „chronische Darm­beschwerden unbekannter Ursache“.

Die Sympathikus-Therapie

An vielen vegetativen Prozessen ist der Sympathikus ohne unser Zutun beteiligt. Bei Gefahr und in Stresssituationen erhöht er den Puls, erweitert die Atemwege und veranlasst den Körper, Energie freizusetzen, damit wir mehr Muskelkraft entwickeln. Dauert die körperliche oder seelische Belastung zu lange an, kann das unter anderem Durchfall und andere Verdauungsprobleme hervorrufen. Dazu kann es aber auch kommen, wenn das sympathische Nervensystem an bestimmten Stellen mechanisch bedrängt wird. Das kann leicht geschehen, da der sympathische Grenzstrang durch eine Faszie eng an der Wirbelsäule fixiert ist. Ist ein Wirbel verdreht und blockiert, hat er keine Ausweichmöglichkeit. Der Rippenkopf drückt permanent an einer bestimmten Stelle auf den Grenzstrang. Wird die Blockade mit manuellen Verfahren wie der Mikropressur oder der Dornmethode beseitigt und das umliegende Gewebe manuell behandelt, verschwinden meist auch die jeweiligen Beschwerden.

Der Allgemeinmediziner Dr. med. Dieter Heesch, Gründer des Instituts für Sympathikus-Therapie, hat 2016 in einer Studie der Universität Jena an gut 70 Reizdarm-Patienten die Wirksamkeit der Sympa­thikus-Therapie erstmals überprüft. Die meisten Teilnehmer gaben an, dass sie nach mehrmaliger manueller Therapie eine Linderung ihrer Beschwerden spürten. Wer einen Physiotherapeuten mit entsprechender Qualifikation sucht, findet ihn unter www.sympathikus-therapie.de

Lesen Sie den vollständigen Beitrag in Ausgabe 5/2022 von natürlich gesund und munter.

Foto: MangoStar_Studio / iStock.com