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Selbstheilung durch Gedankenkraft

Selbst beeinflussende Gedankengänge, sogenannte „self fulfilling prophecies”, bestimmen unser Leben und unsere Gesundheit viel stärker, als uns bewusst ist. Unsere Gedanken, ob positiv oder negativ, führen dazu, dass unser Erleben und Verhalten sich verändern und dass die eigene Vorstellung sich realisieren kann. Bewusst anwenden kann dies jeder von uns mit der Autosuggestions-Methode.

Der Placebo-Effekt

Das bekannteste Beispiel in der Medizin für eine sich selbst erfüllende Prophezeiung ist der Placebo-Effekt, also das Auftreten einer therapeutischen Wirkung durch Tabletten ohne Wirkstoff, oder durch sogenannte Scheinbehandlungen. Die Patienten wissen dabei nicht, dass sie kein echtes Medikament einnehmen. Allein die Annahme, ein Medikament werde wirken, kann aber die Heilung oder zumindest eine Linderung herbeiführen. Schon der griechische Arzt Hippokrates wandte Verfahren an, die eigentlich wirkungslos waren und trotzdem halfen.
Wissenschaftler haben inzwischen herausgefunden, dass der Placebo-Effekt nur zum Teil auf Einbildung beruht. Sobald Patienten nämlich von einem Medikament und damit auch von einem Schmerz-Placebo erwarten, dass es hilft, schüttet der Organismus schmerzunterdrückende Hormone aus, sogenannte endogene Opioide. Schon die Aussicht auf Schmerzminderung stimuliert also die körpereigenen Schmerzstiller.
Entscheidend ist dabei auch, wie das Scheinmedikament dem Patienten verabreicht wird: Werden die Tabletten wortlos übergeben, wirken sie schlechter. Besteht zwischen Patient und Therapeut ein enges Verhältnis oder spricht der Arzt dem Patienten dabei Mut zu, wirken Placebos oft besonders gut.

Was ist Autosuggestion?

Doch wie können wir diesen Einfluss ins Positive wenden, im Sinne von Gesunderhaltung und Heilung?
Ein Verfahren, mit dem jeder sein Wohlbefinden verbessern und die Kräfte der Selbstheilung anstoßen kann, hat der französische Apotheker Emile Coué Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt, nämlich die Methode der Autosuggestion: mit einfachen Sprüchen, die wir uns selbst vorsagen, sogenannten Affirmationen, wird über unser Unterbewusstsein unsere Vorstellungskraft programmiert.
Die Autosuggestions-Methode beruht eigentlich auf einer Erfahrung, die wir alle kennen: Wenn wir uns ständig vorsagen, dass wir etwas erreichen werden, stehen die Chancen auf Erfolg wesentlich besser, als wenn wir uns einreden, dass wir es ja doch nicht schaffen.
Coué machte die Beobachtung, dass die Arzneien, die er in seiner Apotheke abgab, besser wirkten, wenn er sie positiv kommentierte. Verabschiedete er seine Kunden mit Worten wie „da hat der Arzt Ihnen aber ein gutes Medikament verschrieben, damit wird es Ihnen bestimmt bald besser gehen“, schien dies die Heilung zu beschleunigen.
Emile Coué hatte Psychologie studiert und sich eingehend mit den Lehren der Hypnose befasst. Sollte es nicht möglich sein, dass jeder Mensch durch gedankliche Selbstbeeinflussung zur Heilung seiner Krankheiten beitragen könnte? Aus dieser Idee entwickelte er sein Therapiekonzept, das er in seinem 1920 erschienenen Buch „Die Selbstbemeisterung durch bewusste Autosuggestion“ erläuterte.

Selbstheilung durch Autosuggestion

Coué empfahl, sich nur positive Dinge vorzustellen und sich diese in einfachen Formeln (Affirmationen) vorzusagen: nämlich wie man heilt und gesund wird. Er ermutigte die Menschen, sich mit seiner Methode bei vielen verschiedenen Krankheitsfällen selbst zu helfen. Von Gicht über Gelenkbeschwerden, Magen- und Darmleiden, Hautkrankheiten, Geschwüren bis hin zu Angstzuständen – die Erfolge seiner Methode waren verblüffend und überzeugend.
„Ich habe keine Heilkraft, nur Sie selbst!“ sagte er seinen Patienten und gab ihnen individuelle Affirmationen für einzelne Organe und Krankheiten mit auf den Weg.
Vor allem jedoch gab es die eine pauschale Heilformel, die er allen Menschen empfahl: „Es geht mir mit jedem Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser.“ Dieser Satz, täglich morgens und abends monoton und halblaut zwanzigmal vor sich hingesagt, wie eine Litanei, soll über den Gehörsinn ins Unterbewusstsein gelangen und hier verankert werden. Coué empfahl zum Aufsagen eine Knoten- oder Perlenschnur.
Durch bewusste Autosuggestion kann die Wirkung des Unbewussten in Richtung Heilung gesteuert werden. Denn wir glauben, was wir uns selbst sagen! Der Wille ist dabei nicht entscheidend, sondern vor allem unsere bildliche Vorstellungskraft: Heilungsprozesse sind neben allen anderen körperlichen Therapien also oft erst dann von Erfolg gekrönt, wenn ein Mensch voller Zuversicht ist und sich seine Gesundung vorstellen und vorsagen kann. Oder, um es mit Friedrich Schiller auszudrücken: „Es ist der Geist, der sich den Körper baut“.

Den ausführlichen Artikel mit allen Hintergrundinformationen lesen Sie in unserer Magazin-Ausgabe 06/2022

Text: Monika Hopfensitz
Titelbild: CC0 / Hans / pixabay