Bewegung aktiviert die Selbstheilungskräfte
Viele von uns sitzen fortwährend und im eng getakteten Alltag ist oft wenig Zeit für Sport. Doch unsere Selbstheilungskräfte brauchen den Belastungsreiz, den natürlichen Einsatz unseres Körpers, damit wir ganz natürlich gesund bleiben.
In diesem Artikel:
"Use it or lose it"
Nutze es, oder du verlierst es – das gilt für den Körper, aber auch für den Geist. Was nicht zum Einsatz kommt, wird abgebaut. Wer schon einmal ein Gipsbein hatte, durfte erfahren, wie schnell es geht, dass die ungenutzte Muskulatur sichtlich verkümmert. Und je älter wir werden, umso mehr leidet unsere Biologie unter Stillstand. Dauersitzen ist neuen Erkenntnissen zufolge so gefährlich wie Rauchen.
Der ganze Mensch ist auf „naturnormale“ Bewegung ausgelegt. Fehlt sie, nimmt der körperliche Abbau – gerade bei Älteren – dramatisch zu. Bei Bettlägerigen schwindet die Muskulatur, das Herz schwächelt, und die Lunge füllt sich dann oft mit Wasser, was die Entstehung einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung begünstigt. Deshalb heißt es nach einer Operation: So bald wie möglich in Bewegung kommen und den Korridor ein Stück entlanglaufen, damit Blut und Herz in Schwung kommen. Das beschleunigt die Genesung.
Sport beugt Krankheiten vor
Bewegung beugt nachweislich den unterschiedlichsten Erkrankungen vor: Asthma, Krebs, Depressionen und sogar Demenz. Selbst wenn das Herz krankhaft geschwächt ist, müssen nicht nur Ruhe und Erholung verordnet werden, sondern auch körperliche Bewegung, um eine Heilwirkung zu erzielen.
Die Muskulatur verrät nicht nur, wie fit wir körperlich sind, sondern auch wie gesund. Es ist nie zu spät, mit Wandern, Radeln oder dem Stemmen von Gewichten anzufangen. Auch nach einem Herzinfarkt oder bei fortgeschrittener Herzsuffizienz verbessert ein situationsgerechtes Sportprogramm die Prognose.
Wie bei allen Erkrankungen gilt auch hier: Am Anfang steht die ärztliche Untersuchung. Gut ist es, wenn ein Experte ein passendes Trainingsprogramm entwickelt und den Patienten womöglich sogar dabei begleitet. Die richtige Mischung und noch mehr das richtige Maß sind entscheidend, damit der praktizierte Sport auch wirklich die beste Medizin ist.
Sport stärkt Herz & Gefäße
Die stärkste Gesundheitswirkung von Sport ist seine Wirkung auf Herz und Kreislauf, vor allem durch Ausdauersport. Das Herz braucht, wie jeder andere Muskel auch, regelmäßiges, wechselndes Training. Die Blutgefäße benötigen ebenfalls ein abwechslungsreiches Leben, um top funktionieren zu können. Die dauernde Stilllegung von Gefäßen und Gefäßnetzen kann nämlich zu Arteriosklerose führen.
Bei Sport strömt das Blut kräftig durch alle Gefäße und der Blutdruck sinkt. Effektiv wirken dabei auch isometrische Übungen, bei denen die Muskeln intensiven Druck ausüben, ohne den Körper von der Stelle zu bewegen. Dabei kann sowohl der obere Blutdruck als auch der untere nachweislich gesenkt werden.
Für die Stärkung von Herz und Kreislauf ist eine Mischung aus Ausdauer- und Krafttraining ideal. Übungen, die die Beine kräftigen, sind offenbar besonders gesund, da das für die Stressreaktion zuständige sympathische Nervensystem dabei weniger aktiv ist.
Sport: bessere Zellenergie, Entzündungsbremse und Blutzuckersenker
Sport ist ein Jungbrunnen für die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen. Er vermehrt nicht nur deren Zahl, sondern kann sie sogar nachweislich heilen.
Er regt die Körperzellen an, die eigenen antioxidativen Schutzmechanismen hochzufahren. Diese sind hochwirksam und räumen den durch erhöhten Energieverbrauch entstehenden oxidativen Stress ab.
Körperliche Bewegung reduziert stille Entzündungen im Organismus. Schon nach einem einfachen Spaziergang ist eine Verringerung der Entzündungsaktivität nachweisbar.
Muskeln verbrauchen den Zucker aus dem Blut, die Glukose. Durch regelmäßige Bewegung wird die Wirkung von Insulin verbessert, sodass es nicht zum Fettmacherhormon wird. Ein entgleister Stoffwechsel lässt sich mit Diäten in Kombination mit einem ambitionierten Sportprogramm umkehren, wie zahlreiche Studien gezeigt haben.
Sport fördert die geistige Gesundheit
Auch Gehirn und Muskulatur sind eng miteinander verknüpft. Überraschend ist das nicht, schließlich werden viele Bewegungen im Gehirn initiiert und koordiniert. Je feiner und ausgeklügelter die Bewegungen sind, desto mehr ist das Gehirn daran beteiligt. Die Hände mit ihrem weiten Repertoire an Bewegungen beanspruchen ein besonders großes Steuerungsareal im Gehirn.
Gutes Training verbessert die maximale Sauerstoffaufnahme. Sie verrät nachweislich, wie gut die Gefäße im Gehirn noch funktionieren und die empfindlichen Nervenzellen mit Sauerstoff versorgen. Dies ist sehr wichtig, um die kognitiven Fähigkeiten zu behalten oder zu verbessern. Etliche wissenschaftliche Studien belegen zudem, dass körperliches Training, der scheinbar so profane Einsatz von Bizeps und Gluteus maximus, nachweislich geistigem Abbau entgegenwirkt.
Sport = Medizin bei 26 Beschwerde- und Krankheitsbildern
Hier kann Bewegung als wissenschaftlich fundierte Medizin eingesetzt werden:
Stress • Depression • Demenz • Angststörung • Schizophrenie • Parkinson • Multiple Sklerose • Adipositas (Fettleibigkeit) • metabolisches Syndrom • erhöhte Blutfette • polyzystisches Ovarialsyndrom • Diabetes Typ 2 • Diabetes Typ 1 • Bluthochdruck • koronare Herzerkrankung • Herzinsuffizienz • Schlaganfall • Schaufensterkrankheit (Claudicatio intermittens) • COPD • Asthma • Mukoviszidose • Arthrose • Osteoporose • Rückenschmerz • rheumatoide Arthritis • Krebs
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Text: Golo Willand
Titelbild: Izf / i-stock