string(51) "assets/images/c/epigenetik-fink-verlag-87b98895.jpg"

Der enorme Einfluss der Darmkeime

- Gastbeitrag –

Text: Dr.rer.nat. Nina Kurschat

 

Von der Stimmung bis zur Erbinformation: Der enorme Einfluss der Darmkeime

Für Gesundheit gibt es viele Definitionen. Eine davon ist, dass sie Ausdruck eines fein abgestimmten Gleichgewichts und einer harmonischen Kommunikation innerhalb von Zellen und zwischen Zellen ist. Kein Wunder also, dass sich Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen mit der Frage beschäftigen, wie die sensible Balance in unserem Körper gelingt. Klare und eindeutige Antworten gibt es – bei allem wissenschaftlichen Fortschritt – längst nicht auf alle Fragen. Bekannt sind allerdings wichtige Einflussfaktoren auf unsere Gesundheit. Und auffallend häufig weisen Forschungsergebnisse der letzten Jahre auf einen engen Zusammenhang zwischen Gesundheit und dem Darmmikrobiom, also der Zusammensetzung unserer Darmkeime, hin.

Epigenetik – der Einfluss von Genen auf unseren Stoffwechsel

Gene werden uns von unseren Eltern vererbt, niemand hat direkten Einfluss auf seinen genetischen Code, der so bedeutend für die Gesundheit ist. Die Epigenetik, eine neue Disziplin innerhalb der Genetik, beschreibt die Regulationsmechanismen unserer Gene: Durch eine Art An- und Ausschalter wird beispielsweise reguliert, wann und ob ein Gen in einer Zelle abgelesen oder wann und wie schnell ein Signal weitergeleitet wird. Vermittelt werden diese Eigenschaften der Gene durch verschiedene Biomoleküle, die wie Schlösser den Zugang zu bestimmten Gen-Abschnitten öffnen oder verhindern.

Die Epigenetik erforscht diese Mechanismen – unter anderem um herauszufinden, ob und wie wir die Steuerung unserer Gene beeinflussen können. Mithilfe der Erkenntnisse dieser Wissenschaft wird es immer besser möglich, Fehlsteuerungen und Störungen, die zu Krankheiten führen, entgegenzuwirken.

Grundlagen eines gesunden Stoffwechsels

Obwohl die Regulation der biochemischen Vorgänge in unserem Körper – häufig unter dem Oberbegriff „Stoffwechsel“ zusammengefasst – ein sehr komplexer und längst nicht vollends entschlüsselter Prozess ist, sind einige wichtige Einflussfaktoren bekannt:

  • Eine ausgewogene Nährstoffzufuhr:
    Nicht umsonst ist der Satz „Du bist, was Du isst!“ so populär. Die Auswahl, Menge und Qualität unserer Nahrung stellt Baumaterialien für unseren Stoffwechsel bereit und beeinflusst maßgeblich, welche Keime im Darm gefüttert werden.
  • Ausreichend Bewegung:
    Der Mensch ist als Läufer konzipiert und grundlegende Prozesse im Körper sind davon abhängig, dass der Körper täglich bewegt wird. Dadurch werden die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung aller Körperregionen sichergestellt, außerdem werden die Muskulatur aktiviert und die Verdauung angeregt.1
  • Entspannung und Erholung:
    In Erholungsphasen und im Schlaf finden wichtige Reparatur- und Recyclingmechanismen statt, die dafür sorgen, dass Abfallprodukte unseres Stoffwechsels abgebaut werden und Schäden in den Zellen und dem Bindegewebe behoben werden. Vor allem unser Gehirn, die Steuerzentrale unseres Körpers, die täglich eine Vielzahl von Reizen aufnimmt, benötigt ausreichend Zeit, um diese zu verarbeiten und sich wieder zu sortieren.

Nährstoffzufuhr, Bewegung und Entspannung beeinflussen unsere Gesundheit maßgeblich und ermöglichen uns – nicht zuletzt dank der epigenetischen Steuerung – die Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen. So sind wir in der Lage, unter wechselnden klimatischen Bedingungen, in Ruhe- und Stressphasen, Zeiten des Mangels und des Überflusses zu überleben.

Die Rolle von Darm und Mikroorganismen in einem gesunden Stoffwechsel

Hauptverantwortlich für die Aufnahme und den Transport von Nährstoffen in die Zellen ist der Darm. Er filtert die Nährstoffe aus der Nahrung heraus und führt sie über die Darmschleimhaut dem Blutsystem zu, wo sie zu anderen Organen weitertransportiert werden. Damit dieser Prozess funktioniert, benötigt er die Hilfe von Mikroorganismen, auch Mikrobiota genannt, die in unserem Darm leben. Diese produzieren wichtige Transportsubstanzen und Enzyme, die unserem Darm helfen, die Nährstoffe aus dem Nahrungsbrei herauszufiltern. Das heißt: Unser Körper ist ein Ökosystem, eine Art unterstützende Lebensgemeinschaft.

Warum das so wichtig ist, verdeutlicht ein Beispiel: das Vitamin B12, das unter anderem für Blutbildung und Zellteilung benötigt wird. Anders als die meisten anderen Vitamine ist es nicht in pflanzlicher Nahrung enthalten, sondern kann nur mithilfe von Mikroorganismen hergestellt werden. Für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 sind wir auf tierische Nahrungsmittel angewiesen, denn nur deren Darmkeime können das komplizierte Molekül herstellen. Bei veganer Ernährung, aber auch bei Störungen der Darmfunktion oder einer altersbedingt reduzierten Darmfunktion ist eine Nahrungsergänzung mit reinen B-Vitaminen deshalb oft eine gute Empfehlung.

Interaktionen von Darmflora und Körperzellen

Die Mikroorganismen im Darm mischen sich, salopp gesagt, in alles ein. Indem sie teilweise dieselben Botenstoffe erzeugen wie ihre Wirtszellen, entwickeln sie eine Art gemeinsamer Sprache, die sie direkt mit unseren Nervenzellen kommunizieren lässt.

Die folgenden Beispiele verdeutlichen, wie fein abgestimmt unsere Körperzellen mit den Keimen im Darm zusammenarbeiten – und wie sehr sie von diesen abhängig sind:

  • Die Regulation des Immunsystems:
    Darmkeime helfen bei der Reifung von Zellen für unser Immunsystem und sind für sein Funktionieren äußerst wichtig.2
  • Die Vermittlung von Stressreaktionen:
    Chronischer Stress führt zu einer Veränderung des Mikrobioms hin zu einer geringeren Vielfalt, während das Darmmikrobiom wiederum einen großen Einfluss auf das Ausmaß der Stressreaktion im Körper hat.3 So beeinflusst die Darmflora unsere emotionale Stabilität maßgeblich.
  • Neurotransmitter-Stoffwechsel:
    Studien haben bei Patienten mit psychischen Erkrankungen eine veränderte Darmflora festgestellt.4
  • Die Energieproduktion:
    Mikroorganismen nehmen Einfluss auf Hunger- und Sättigungssignale und können so Auswirkungen auf unser Körpergewicht haben.

Wie kann das Darmmikrobiom unterstützt und die Gesundheit nachhaltig gefördert werden?

Trotz dieser Erkenntnisse dominieren Stress, ungesunde Ernährung sowie ein Mangel an Ruhe und Bewegung häufig unseren Alltag. Nicht immer gelingt es, die Lebens- und Ernährungsweise zugunsten der Gesundheit auszurichten. Um das Darmmikrobiom zu unterstützen, ist eine gezielte Pflege und Förderung des mikrobiotischen Gleichgewichts empfehlenswert.  Mithilfe ausgewählter, hochwertiger Nahrungsergänzungsmittel können Veränderungen der Darmschleimhaut ausgeglichen werden. Lebensfähige Probiotika, also Mikroorganismen, die das Gleichgewicht günstig beeinflussen, sind dabei eine sinnvolle Ergänzung. Bei der Auswahl der zugeführten Mikronährstoffe sollte auf besondere Reinheit geachtet werden, um das sensible Gleichgewicht nicht zusätzlich zu beeinträchtigen.

Fazit:

Eine veränderte Darmflora hat einen immensen Einfluss auf das gesamte System Mensch. Sind Darm und Mikrobiom im Gleichgewicht, wirkt sich das positiv auf die Körperzellen und somit die gesamte Vitalität aus. Eine regelmäßige Darmpflege ist deshalb ein wichtiges Fundament für ein gesundes und zufriedenes Leben.

 

Produktempfehlung: Hier finden Sie eine umfassende, hochreine und optimal auf die körperlichen Stoffwechselprozesse abgestimmte Darmpflege. >> Zur Darmpflege

 

 

Autorin:

HP Dr.rer.nat. Nina Kurschat:
Molekularbiologin und Heilpraktikerin für Schmerztherapie und Osteopathie

1 Miko HC, Zillmann N, Ring-Dimitriou S, Dorner TE, Titze S, Bauer R. Auswirkungen von Bewegung auf die Gesundheit [Effects of Physical Activity on Health]. Gesundheitswesen. 2020 Sep;82(S 03):S184-S195. German.

2 Zheng D, Liwinski T, Elinav E. Interaction between microbiota and immunity in health and disease. Cell Res. 2020;30(6):492–506. doi: 10.1038/s41422-020-0332-7.

3 Madison A, Kiecolt-Glaser JK. Stress, depression, diet, and the gut microbiota: human-bacteria interactions at the core of psychoneuroimmunology and nutrition. Curr Opin Behav Sci. 2019;28:105–110. doi: 10.1016/j.cobeha.2019.01.011.

4 Refisch A., Walter M. The importance of the human microbiome for mental health. Nervenarzt. 2023;94:1001–1009.