Heilende Hände

Kaum eine komplementäre Therapie verzeichnet so viel Zulauf wie die Osteopathie. Statt auf teure Apparate vertraut der Osteopath nur auf ein Werkzeug: seine Finger. Mit ihnen „lauscht“ er dem Körpergeschehen und löst Impulse zur Selbstheilung aus. Aber was macht er dabei genau? Und bei welchen Leiden kann eine osteopathische Behandlung helfen?
In unserem Magazin-Beitrag finden Sie folgende Inhalte:
Selbst der gewissenhafteste Mediziner stößt manchmal an seine Grenzen. Klagt ein Patient über starke Nacken- und Rückenschmerzen oder Bewegungsstörungen, und auch mit bildgebenden Verfahren lässt sich keine Ursache finden, ist der Orthopäde mit seinem medizinischen Latein am
Ende. Schreit ein Baby ununterbrochen, ist eine Kinderärztin oftmals genauso rat- und hilflos wie die Mutter. Und bei Herzrhythmusstörungen wissen auch Kardiologen mitunter keinen Rat.
„Geh doch mal zum Osteopathen“, lautet dann nicht selten die Empfehlung. Tatsächlich haben viele Deutsche das bereits gemacht: Laut einer Forsa Studie von 2024 waren 31 Prozent der Befragten oder ihr Kind mindestens einmal in einer osteopathischen Behandlung, das entspricht knapp 20 Millionen Deutschen. Dreiviertel der Befragten gaben an, mit der Behandlung zufrieden oder sehr zufrieden gewesen zu sein. Das zeige, dass die Osteopathie in der Bevölkerung angekommen sei, sagt der Osteopath Torsten Liem, der Gründer der Osteopathie-Schule Deutschland (OSD) in Hamburg. Dennoch ist es noch immer vielen ein Rätsel, was ein Osteopath macht. Manche meinen, er schicke – ähnlich wie beim Reiki – heilende Energie durch den Körper, weil es gelegentlich den Anschein hat, als ob der Osteopath nichts weiter tue, als die Hand auf eine Körperstelle zu legen. Andere meinen, er arbeite chiropraktisch und löse Gelenkblockaden.
Während die erste Annahme schlichtweg falsch ist, stimmt die zweite, greift aber viel zu kurz. Denn diese Medizin, die den Menschen als Ganzes betrachtet, vereint viele verschiedene Ansätze. „Die Chiropraktik ist nur eine von vielen Methoden aus einer großen Toolbox, aus der sich ein Osteopath bedienen kann“, stellt Torsten Liem klar.
Weil alles mit allem zusammenhängt
Der Begriff Osteopathie setzt sich aus den altgriechischen Worten osteon = Knochen und pathos = Leiden zusammen. Der US-Amerikaner Andrew Taylor Still (1828–1917), der die Therapiemethode entwickelt hat, gab ihr diesen Namen. Schon als Kind wollte er verstehen, wie Bewegung funktioniert, und trug deshalb viele verschiedene Tierknochen in der Hosentasche, die er immer wieder ertastete (mehr zu den „Klugen Köpfe der Osteopathie“ siehe Kasten Seite 61). Doch auch wenn Osteopathie wörtlich übersetzt „Knochenleiden“ heißt, beschäftigt sich ein Osteopath keineswegs nur mit den rund 200 Knochen des menschlichen Körpers. Der Begriff „Knochen“ steht stellvertretend für das gesamte Körpergewebe, denn der Osteopath behandelt auch die Muskulatur, die Gefäße, die Bänder und Sehnen, das weiche Bindegewebe und sogar die Organe.
Verbunden werden all diese Strukturen durch die Faszien und die Körperflüssigkeiten, angefangen von der Gehirn- und Rückenmarkflüssigkeit (Liquor) über die Lymphe bis hin zum Blut. Faszien sind ein faseriges, kollagenartiges, weißliches Bindegewebe, das den ganzen Organismus wie ein Netzwerk durchzieht und jede Struktur umhüllt – ob Gelenke oder Organe, ob Bänder, Muskeln oder Membrane. Sie machen Bewegung erst möglich und halten auch die Organe am Platz.
Den kompletten, ausführlichen Beitrag mit vielen wissenswerten Hintergundinformationen lesen Sie in unserem Magazin natürlich gesund und munter 06/2025
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