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Heuschnupfen vorbeugen – schon bei Kindern

Heuschnupfen machte sich früher meist nur wenige Wochen im Frühjahr mit Niesattacken, tränenden Augen oder einer ständig laufenden Nase bemerkbar. Inzwischen zeigen sich diese lästigen Symptome bei vielen Heuschnupfengeplagten fast das ganze Jahr. In manchen Fällen kann sich daraus sogar Asthma entwickeln. Schuld daran ist unter anderem der Klimawandel. Besonders in Allergikerfamilien ist es deshalb wichtig, schon bei Kindern von Anfang an Heuschnupfen vorzubeugen, und das Zuhause so gut wie möglich pollenfrei zu halten.

Klimawandel und Allergien

CC0 / Attila Fodor / pixabay

Je wärmer die Winter, desto früher blühen Bäume wie Erle, Hasel und Birke. Danach blühen Gräser und mit einem extrem allergenen Potenzial auch noch die besonders aggressive Ambrosia. Diese zählt zu den Spätblühern und verlängert die Flugzeit allergener Pollen bis weit in den Oktober hinein. Ein deutlicher Zusammenhang mit dem Klimawandel zeigt sich bei ihrer Ausbreitung: ihre Samen reifen nur in einem gemäßigten Klima mit mildem Herbst.

Es gibt immer mehr und immer aggressivere Pollen
Je mehr Klimastressfaktoren die Pollen ausgesetzt sind, desto höher ist ihre allergene Wirkung. In Studien wurde festgestellt, dass beispielsweise Ozon Birkenpollen allergieauslösender macht. Das Gas absorbiert zwar in der Stratosphäre die UV-Strahlung der Sonne, verstärkt aber in Bodennähe den Treibhauseffekt und reizt in hoher Konzentration Augen und Atemwege. Zudem verändert das Klimagas, das bei höheren Lufttemperaturen oder durch Auto- und Industrieabgase entsteht, die Lipidzusammensetzung der Pollen. Dadurch werden sie aggressiver und setzen mehr von den allergieauslösenden Eiweißpartikeln frei. Allergien nehmen deshalb vor allem in Stadtgebieten rapide zu. Zudem sorgt CO2 dafür, dass Pflanzen schneller wachsen, wodurch sich die Zahl ihrer Pollen und damit der Allergene erhöht. Auch heiße Sommer mit Dürreperioden tragen dazu bei, dass mehr Baumpollen fliegen.

Heuschnupfen vorbeugen − schon bei Kindern

CC0 / Lisa Runnels / pixabay

Besonders allergiegefährdet sind Kinder in den ersten Lebensjahren, vor allem wenn sie nah an viel befahrenen Straßen leben. Auch wenn wenig oder kein Kontakt zu Tieren besteht, die Kinder sich kaum in der Natur aufhalten oder einseitig ernährt werden - dies alles kann die Entstehung von Allergien begünstigen.

Vom ersten Tag an: Toleranzen aufbauen mit der Nahrung
Muttermilch ist das einzige Nahrungsmittel, welches körpereigenes Eiweiß enthält. Gegen dieses wird so gut wie nie eine Allergie entwickelt, kann aber durchaus Spuren von Allergenen enthalten. Kommt der Säugling beim Stillen mit diesen kleinen Mengen an Allergenen in Kontakt, gewöhnt sich das Immunsystem des Kindes langsam an fremde Eiweiße und lernt, diese zu tolerieren. Zudem sollte in den ersten Lebensjahren die Ernährung der Babys und Kleinkinder sehr vielfältig sein. So werden die darin enthaltenen potenziellen Allergene schon früh über den Darm aufgenommen und Toleranzen gebildet, ohne Allergien zu entwickeln.

Aufenthalte in der Natur und Kontakt zu Tieren stärken das Immunsystem
Finnische Forscher haben 2016 in einem Experiment überprüft, wie der Aufenthalt in der Natur das Immunsystem von Kindern stärkt. Sie haben Außenspielplätze von Kindertagesstätten mit Waldboden, Zwergsträuchern, Beeren und Moosen in einen Miniatur-Wald verwandelt. In dieser naturnahen Umgebung spielten die Kinder im Schnitt anderthalb Stunden pro Tag. Nach zwei Jahren zeigte sich: Auf ihrer Haut und in ihrem Darm siedelten viel mehr unterschiedliche Bakterien, die mit einem starken Immunsystem in Verbindung gebracht werden, als bei den Kindern einer Vergleichsgruppe ohne Waldboden. Sie hatten zudem mehr Entzündungshemmer im Blut.
Auch der Kontakt mit Haustieren wie Hunden oder Katzen scheint sich positiv auf die Entwicklung immunologischer Toleranzen auszuwirken.

Anders verhält es sich allerdings mit Pollen: Es hilft nicht, Babys mit möglichst vielen Allergenen in der Luft zu konfrontieren, um sie im späteren Leben vor Allergien zu schützen.

Pollenfreies Zuhause: Praktische Alltagstipps bei Heuschnupfen

CC0 / Julita / pixabay

Lüften zur richtigen Zeit
Auf dem Land fliegen die meisten Pollen morgens, teils schon ab 3 Uhr, in der Stadt eher am Abend. Im urbanen Umfeld ist die beste Zeit zum Lüften deshalb morgens zwischen 6 und 8 Uhr, auf dem Land abends zwischen 19 und 24 Uhr. Nach längerem Regen ist die Pollenbelastung in der Luft besonders gering.

Achtung bei Gewitter
Vorsicht ist jedoch kurz vor oder während eines Gewitters angebracht. Gewittert es zu einem Zeitpunkt, bei dem besonders viele Pollen unterwegs sind, kann dies starke Heuschnupfensymptome oder Asthmaanfälle auslösen. Warum das so ist, ist noch nicht abschließend erklärt.

Beim Nachhausekommen: Kleider wechseln und Haare waschen
Wenn man von draußen kommt hat man meist auch Pollen auf der Kleidung und in den Haaren. Dann sollte man die Pollen möglichst aus dem Schlafzimmer heraushalten, da sie dort nachts die Schleimhäute reizen. Also am besten die Kleidung beim Nachhausekommen wechseln und diese nicht im Schlafzimmer ablegen. Wenn möglich, abends die Haare waschen oder zumindest gut ausbürsten, damit die Pollen nicht auf dem Kopfkissen verteilt werden. Auch die Wäsche sollte nicht im Freien getrocknet werden.

Haustiere von Pollen befreien
Haustierhalter sollten daran denken, dass auch Tiere Pollen mit hereinbringen. Freigänger-Katzen und Hunde streifen oft durch hohes Gras und sammeln dort Pollen im Fell ein. Es kann helfen, den Hund nur an gut gemähten Wegen Gassi zu führen, idealerweise zu Zeiten mit geringem Pollenflug.
Katzen und Hunde kann man nach dem Aufenthalt im Freien gründlich draußen abbürsten oder mit einem feuchten Tuch abreiben, um den Großteil der Pollen zu entfernen. Das sollte möglichst aber nicht der Allergiker selbst tun. Hunde kann man während der schlimmsten Heuschnupfen-Zeit auch häufiger baden – bei Katzen ist das meist nicht möglich.

Gut zu wissen: Pollen können übrigens auch durch die Haut aufgenommen werden, nicht nur durch die Atemwege.

Den kompletten Beitrag "Heuschnupfen – immer schlimmer, immer öfter" mit vielen wissenswerten Hintergrundinformationen lesen Sie in unserem Magazin natürlich gesund und munter 02/2024

Text: Georgia van Uffelen / Monika Hopfensitz
Titelbild: CC0 / Franz Peischl / pixabay