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Hochwertige Kräutertees

Der Weg der getrockneten Pflanzen bis in die Tasse ist lang und aufwendig. Wie viel Qualität in jeder einzelnen Portion steckt, erfahren wir während unseres Besuchs beim Naturheilmittelhersteller Salus.

Ein würziger Duft liegt über dem Gelände der Firma Salus im bayerischen Bruckmühl, einem kleinen Ort in der Nähe von Rosenheim. Im Detail undefinierbar, erinnert er an jene heilkräftigen Kräutertees, die schon so manche Erkältung wirkungsvoll lindern konnten. Das kommt nicht von ungefähr, denn in riesigen Hallen werden hier Hunderte von Tonnen getrockneter Heilpflanzen gelagert, zu Arznei- und Genusstees verarbeitet und in Filterbeutel, Tüten oder Kartons verpackt. Die dabei freiwerdenden ätherischen Öle erfüllen die Luft mit ihrem Wohlgeruch.

Nur das Beste ist gut genug

Stapelweise liegen große, fest verschlossene braune Papiersäcke in einer Halle. „Brombeerblätter“ ist auf den aufgeklebten Etiketten zu lesen. „Die Ware hat unsere Eingangsqualitätskontrollen bestanden und wird nun für die Weiterverarbeitung vorbereitet“, erklärt Klaus Fuchs. Er ist zuständig für die Fertigungsplanung und trägt dazu bei, dass nur hochwertige Rohstoffe in die Produktion gelangen. Denn das ist eine Besonderheit des vor mehr als 100 Jahren gegründeten Betriebs: Salus ist nicht nur einer der wenigen Teeanbieter in Deutschland, bei denen der gesamte Produktionsprozess vom Rohstoff bis zur fertigen Packung in einer Hand liegt. Hier werden auch die Genusstees unter denselben strengen Bedingungen verarbeitet, die für die Arzneitees gelten.

Ein fest definiertes Qualitätskontrollsystem stellt sicher, dass die angelieferte Pflanzenware den hohen Ansprüchen genügt – schließlich handelt es sich hierbei um ein Naturprodukt, das im Freien gewachsen ist und zahlreichen Umwelteinflüssen ausgesetzt war. Im Labor werden alle Pflanzenlieferungen deshalb nicht nur auf ihren Gehalt an wesentlichen Inhaltsstoffen getestet, sondern auch auf Pestizidgehalt und Verunreinigungen, etwa durch Schimmelsporen aufgrund unsachgemäßer Verarbeitung oder Lagerung. Auch die Reinheit der getrockneten Pflanzenteile wird geprüft. Fuchs: „Im Arzneibuch ist genau festgelegt, wie viele Fremdstoffe, also beispielsweise Teile von anderen Pflanzen, erlaubt sind.“ Erst wenn das hauseigene Labor sein Okay gegeben hat, wird die Neuware angenommen und in einem riesigen Hochregallager deponiert. „900 Tonnen getrocknete Kräuter, Früchte und Samen aus aller Welt werden jährlich bei uns angeliefert und warten hier auf ihren Einsatz“, erklärt der Experte für Fertigungssteuerung. „Damit können wir die Teeproduktion für mehrere Jahre sicherstellen.“

Kräutertee-Qualitäten

Rein rechtlich wird zwischen Arzneitees und Genusstees unterschieden, selbst wenn letztgenannte bei Salus nach denselben hohen Qualitätsstandards wie die Arzneitees herstellt sind. Genusstees sind Lebensmittel, die vor allem gut schmecken sollen. Arzneitees dienen der Gesundheit. Sie müssen vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
BfArM als Arzneimittel zugelassen sein.

Arznei oder Lebensmittel?

Die Welt der Kräutertees ist ausgesprochen vielfältig, wobei rechtlich zwischen Arzneitees und Genusstees unterschieden wird. Genusstees sind Lebensmittel, die vor allen Dingen gut schmecken zum Wohlfühlen im Alltag. Mit einem Arzneitee kann bei einer definierten Indikation eine Wirkung erzielt werden, die den Heilungsprozess unterstützt und Beschwerden lindert. Manche dieser Arzneitees be­stehen aus einer einzigen Wirksub­stanz – man denke nur an Tee aus Kamillenblüten bei Magenproblemen, Fencheltee bei Blähungen oder Lindenblütentee bei Erkältungskrankheiten. Es gibt aber auch eine Fülle unterschiedlicher Arzneiteemischungen, in denen sich mehrere Pflanzen in ihrer Wirkung ergänzen und verstärken. So enthält der Salus Erkältungs-Tee Lindenblüten, Holunderblüten und Weidenrinde als Wirkstoffe. Lindenblüten wirken schweiß­treibend, auswurffördernd und reizlindernd, Holunderblüten schleimlösend, Weidenrinde wirkt  schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend.

„Diese Wirkstoffkombination ist seit langer Zeit erprobt und wurde vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM als Erkältungstee zugelassen“, erläutert Daniela Schnebel, die bei Salus im Bereich Forschung und Entwicklung arbeitet. „Solche Standardzulassungen sind 
eine Besonderheit in Deutschland. Sie bestehen meist aus mindestens 70 Prozent traditioneller Drogen, 
deren Wirkung erwiesen und lang 
erprobt ist. Dazu kommen höchstens 30 Prozent anderer Bestandteile, die den Tee ergänzen.“ Zudem hat Salus eine Individualzulassung für diverse Arzneitees. Individualzulassung heißt: 
Diese Mischung wurde vom Hersteller in einem aufwendigen Prozess wissenschaftlich auf ihre Heilwirkung, ihre Qualität und ihre Unbedenklichkeit überprüft und vom BfArM zugelassen. Doch egal, um welche Art der Zulassung es sich handelt: Im Wirkstoffgehalt unterliegen beide den gleichen Kriterien und Gesetzen, und sie sind in Qualität und Wirkung gleichwertig.

Ein Blick auf und in die Verpackung bringt Gewissheit, ob es sich um einen Arzneitee handelt oder nicht. Ein Arzneitee hat immer eine Gebrauchsinformation, also einen Beipackzettel, und auf der Verpackung sind ein „Verwendbar bis“ sowie eine Zulassungs- oder eine Registrierungsnummer aufgedruckt. Schnebel: „Endet diese Nummer mit 99, handelt es sich um einen Arzneitee nach Standardzulassung, endet sie mit 00 ist es eine Individualzulassung.“

Im Rohstofflager warten getrocknete Kräuter, Früchte, Samen und Gewürze aus aller Welt auf ihren Einsatz in den vielfältigen Teemischungen.
Ob Hibiskusblüten (Fotos rechts), Brennnessel­blätter, Matetee oder Baldrianwurzel, nur die hochwertigste Ware gelangt in die Produktion.

 

Wohlbefinden und Genuss

Während sich die Mitarbeiterinnen des Entwicklungsbereichs Tee bei der Komposition neuer Arzneitees also nur in einem recht engen Rahmen bewegen können, dürfen sie beim Erfinden neuer Kreationen im Genussteebereich kreativ werden. Die Lebensmitteltees sollen mit ihrem Duft und ihrem Geschmack eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, in die Teetrinker mit allen Sinnen eintauchen können. Relativ neu ist zum Beispiel die Produktlinie Tees aus aller Welt mit Kreationen wie Ciao Bella Limone, Dünen der Sahara und Finnisches Waldflüstern. Sie regen zum Träumen an und lassen die Gedanken in die Ferne schweifen. Bei anderen Mischungen steht vor allem das Wohlbefinden von Körper und Seele im Vordergrund. So enthält ein Morgentee Gundelrebe oder Mate und bringt frischen Schwung für den Tag, ein Abendtee mit Lavendel begleitet harmonisch in die Nacht, ein Basentee enthält Kräuter für den Stoffwechsel und ein Wintertee wärmende Gewürze.

Die Entwicklung solcher Teemischungen ist eine Kunst, die viel Zeit in Anspruch nimmt. „Erst steht die Idee im Raum, was man machen könnte, dann werden die Tees gemeinsam erarbeitet und immer wieder aufs Neue verkostet“, so beschreibt die Teeentwicklerin Regina Wüst ihren Berufsalltag. Dabei gilt es, zahlreiche Entscheidungen zu fällen: Wie viele und welche Kräuter wollen wir verwenden? Welche Pflanze wirkt wie? Brauchen wir zusätzlich Aromenöle beziehungsweise Extrakte in Bioqualität, Früchte oder Gewürze? In welche Produktlinie soll die Tee­kreation passen? Und nicht zuletzt: Welche Rohstoffe haben wir auf Lager, welche müssen neu gezüchtet und angepflanzt werden, und wann sind sie erntereif?

Salus hat circa 290 verschiedene Arznei- und Genusstees im Sortiment, und es werden immer mehr. Alle werden in Bruckmühl in hochtechnisierten Produktionsanlagen hergestellt. Diese zerkleinern die getrockneten Pflanzen bis zum gewünschten Grad, sortieren Unerwünschtes aus, vermengen die Rohstoffe in großen Mischtrommeln und fügen je nach Rezeptur beispielsweise Aromaöle oder Bachblüten-Essenzen hinzu.

Im Labor wird über ein fest definiertes Qualitätskontrollsystem sichergestellt, dass sowohl
die Rohstoffe wie auch die fertigen Tees den hohen Ansprüchen genügen.

 

Vom Sack in den Teefilter

„Die Selektiermaschine, bei der mit Hilfe von Kameras und gezielter Druckluft jeder noch so kleine unschöne Pflanzenschnipsel und jeder Fremdkörper entfernt wird, haben wir in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut selbst entwickelt“, erklärt Christoph Lange. Er ist Produktionsleiter der Teeproduktion und Herr über die riesigen Maschinen, in denen die Rohstoffe so schonend wie möglich verarbeitet werden, damit die wertvollen Inhaltsstoffe in ihrer reinsten Form erhalten bleiben. Nicht minder beeindruckend sind die Fer­tigungsstraßen für Teebeutel, in denen in einem Arbeitsschritt der Tee portioniert, in Teefilter gefüllt und mit einer Schnur, einem Etikett sowie ­einer Aromaschutzhülle versehen wird. Gerade empfindliche Tees mit reichlich ätherischen Ölen werden so optimal geschützt.

Damit das Ganze so nachhaltig wie möglich geschieht, stellt Salus die benötigte Energie zum Großteil selbst her. „Wir haben drei Laufwasserkraftwerke und unzählige Solarpaneele, damit können wir unseren Verbrauch weitgehend abdecken“, erklärt Klaus Fuchs zum Abschluss seiner Führung über das Firmengelände. Denn nicht nur das Wohl der Menschen, sondern auch das der Natur liegt dem Familienunternehmen am Herzen.

Diesen Beitrag finden Sie in unserem Magazin natürlich gesund und munter 06/2023

 

Fotos: Anna Pou / Pexels.de; Alexey / AdobeStock.com; Salus