Sonniger Seelentröster – Johanniskraut
In Phasen der Niedergeschlagenheit und bei leichten Depressionen kann Echtes Johanniskraut als Heilmittel die Stimmung aufhellen und beruhigen. Das aus ihm gewonnene Rotöl hat sich bei Verbrennungen und Narben bewährt.
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An den hellsten und sonnenreichsten Tagen des Jahres im Juni blüht das Echte Johanniskraut in voller Pracht. Es ist die Pflanze des Lichts und des Junis, und das gleich in doppelter Hinsicht. Zerreibt man ihre Blüten oder Blätter zwischen den Fingern, tritt aus ihnen ein roter Saft aus. In diesem roten Pflanzensaft glaubte man früher das Blut Johannes des Täufers zu erkennen, der am 24. Juni Namenstag hat. Dies gab der Pflanze nicht nur ihren Namen, laut dem mittelalterlichen Volksglauben verfügt sie am Johannistag auch über besonders magische Kräfte. In den gelben Blüten sah man die eingefangene Kraft der Sonne, die alles Dämonische und Dunkle vertreiben und Licht in niedergeschlagene, melancholische Gemüter bringen sollte. Die leicht antidepressive Wirkung des Krautes wurde also schon damals erkannt. Bei Exorzismen durfte die Heilpflanze als „Fuga daemonum“ ebenfalls nicht fehlen, besonders am Tag der Sommersonnwende, dem längsten Tag des Jahres, um den 21. Juni.
Genau in dieser lichtdurchfluteten Zeit scheint das goldgelbe Johanniskraut die Wärme und Energie des Sommers geradezu in sich aufzusaugen und wieder abzustrahlen. Um den Namenstag des heiligen Johannes herum wurden deshalb früher die oberen Pflanzenteile samt Blüten gesammelt und in Öl eingelegt. Wochen später war das Öl dann rot gefärbt. Die vielfältigen Anwendungsgebiete und die rote Färbung des Öls verhalfen der Pflanze zu einer Vielzahl volkstümlicher Namen: von Blutkraut über Herrgottsblut, Christi Kreuzblut, Jesuswundenkraut, Elfenblutkraut, Hexenkraut, Johannisblut und Sonnwendkraut bis hin zu Tausendlochkraut, Teufelsbanner oder Walpurgiskraut.
Echtes Johanniskraut
(Hypericum perforatum)
Das Echte Johanniskraut ist eine sommergrüne Pflanze, die 15 bis 100 cm hoch wird. Sie hat eine reich verzweigte, spindelförmige Wurzel, die bis zu einem halben Meter tief in die Erde reicht. Der Stängel des Johanniskrauts ist aufrecht, zweikantig und innen mit Mark gefüllt. Die ovalen Laubblätter sind paarweise auf derselben Höhe angeordnet und werden bis zu 3 cm lang. Die Blätter sind dicht mit Öldrüsen besetzt, und der Blattrand ist mit schwarzen Drüsen punktiert. In der Blütezeit zwischen Juni und August entfalten sich goldgelbe Blüten. Jede davon besteht aus fünf Kronblättern, die bis 13 mm lang werden, leicht gezähnt und am Rand ebenfalls schwarz punktiert sind. Diese Kronblätter enthalten in den Gewebslücken Hypericin, das beim Zerreiben eine Rotfärbung hinterlässt. Die einzelnen Kronblätter sind so angeordnet, dass die ganze Blüte in offenem Zustand einem Windrad ähnelt. In ihrem Zentrum sitzen 50 bis 100 Staubblätter, die in drei Büscheln angeordnet den Fruchtknoten umgeben.
Charakteristische Tüpfelchen
Weltweit gibt es etwa 400 Johanniskraut-Arten, davon kommen elf in Deutschland vor. Das Echte Johanniskraut ist die in Europa am weitesten verbreitete Art der Gattung Hypericum. Man findet es vor allem in warmen und sonnigen Lagen in tiefen bis mittleren Höhenlagen, in Tirol wächst es bis 1700 Meter, im Wallis bis etwa 2000 Meter Meereshöhe. Am wohlsten fühlt sich die Pflanze auf trockenen Kalk- oder Urgesteinsböden. Sie wächst oft als Pionierpflanze, ist also ein Erstbesiedler
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Text: Monika Hopfensitz
Foto: zolochevka / iStock.com