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Vermeidbare Volkskrankheit – Diabetes Typ 2

Immer mehr Menschen erkranken an Typ-2-Diabetes. Nicht selten sind die Patienten noch jung, sogar Kinder sind betroffen. Dabei 
wäre dieses Wohlstandsleiden in den meisten Fällen vermeidbar. Wer weiß, wie die gefürchtete Stoffwechselstörung entsteht, kann mit einfachen Maßnahmen im Alltag ganzheitlich vorbeugen, und oft lässt sich eine beginnende Fehlentwicklung im Stoffwechsel noch umkehren. Aber auch wer schon zuckerkrank ist, kann, richtig behandelt, schlimme gesundheitliche Folgeschäden verhüten.

Wie die Wohlstandserkrankung Diabetes Typ 2 entsteht

Morgens zum Milchkaffee ein schönes Brötchen mit Marmelade oder ein Müsli mit viel süßem Obst, mittags schnell eine Portion Pasta oder Gebäck auf die Hand, zwischendurch immer wieder etwas Süßes, vor allem wenn der Stresslevel mal wieder hoch ist, abends Pizza und zum Tagesausklang Knabberzeug zum Wein? Auf Dauer schadet eine derart kohlenhydratreiche Ernährung dem gesamten Organismus, insbesondere der Leber und der Bauchspeicheldrüse. Und nicht selten führt sie früher oder später zu einem Diabetes Typ 2.

Bei dieser erworbenen Form der Blutzuckererkrankung sind die Zuckerwerte im Blut zu hoch, weil die Körperzellen nicht mehr gut auf das Hormon Insulin reagieren. Denn Insulin, das von den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert wird, funktioniert wie ein Schlüssel. Es sorgt dafür, dass die Körperzellen den Energiespender Zucker aus dem Blutkreislauf aufnehmen. Kommt nun aber ständig Zucker an, produzieren die Beta-Zellen immer mehr Insulin, bis sie durch die jahrelange Überproduktion so erschöpft sind, dass sie nicht mehr richtig funktionieren. Gleichzeitig reagieren die Körperzellen zunehmend unempfindlich auf das Hormon. Sie werden „insulinresistent“ – wie die Fachleute sagen – und nehmen immer weniger Glukose auf. Der Zucker verbleibt im Blut und wird schließlich über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Das ist übrigens auch der Grund, warum die Krankheit „Diabetes mellitus“ heißt. Diabetes kommt von altgriechisch „hindurchgehen“, mellitus von lateinisch „honigsüß“. Als es noch keine modernen diagnostischen Methoden gab, war deshalb der „Ameisentest“ eine Möglichkeit, um festzustellen, ob eine Blutzuckererkrankung vorliegt. Ist Zucker im Urin vorhanden, was nur bei Diabetes der Fall ist, stürzen sich die Insekten auf die dann süße Flüssigkeit. Auch vor einem selbst durchgeführten Geschmackstest schreckten die Ärzte einst nicht zurück.

„Statistisch gesehen liegt Deutschland europaweit bei den Diabetes-Typ 2-Erkrankungen auf dem zweiten Platz“, warnt Dr. med. Matthias Riedl, Arzt für innere Medizin und Diabetologe am Medicum Hamburg. Von den 60- bis 70-Jährigen sei inzwischen jeder vierte betroffen. Dennoch sei diese Stoffwechselstörung längst keine reine Alterserkrankung mehr. „Die Zunahme bei unter 50-Jährigen ist tatsächlich höher als bei den über 50-Jährigen.“ Auch bei Kindern und Jugendlichen steige die Zahl der Diabetiker. „Der Auslöser für Diabetes ist fast immer Fettleibigkeit, die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter“, schreibt Riedl in seinem aktuellen Buch „Heilen Sie Ihren Diabetes“ (GU Verlag). Da der Organismus junger Menschen auf die Überzuckerung viel empfindlicher reagiere, könnten sie früher Folgeschäden entwickeln als Erwachsene, so Riedl. Zu den typischen Folgeerkrankungen, die durch die Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen verursacht werden, zählen der diabetische Fuß sowie Nieren- und Herzinsuffizienz. Schlimmstenfalls können Erblindung oder Schlaganfall die Folge sein.

Diabetes schleicht sich langsam ein

Weil die Betroffenen keinerlei Schmerzen haben, schleicht sich ein Typ-2-Diabetes auf sehr leisen Sohlen an. Erst wenn der Blutzucker permanent extrem erhöht ist, also über 180 mg/dl liegt, treten Beschwerden auf. „Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind dann eines der ersten Anzeichen“, weiß Dr. Riedl. Der hohe Zuckergehalt stört nämlich zum einen den Schlaf, zum anderen steht dem Körper weniger Energie zur Verfügung, weil die Körperzellen keine Glukose aufnehmen. Weitere typische Anzeichen sind unter anderem Heißhunger-Attacken, eine erhöhte Infektanfälligkeit und  ständiger Durst. Um die Insulinmenge im Blut zu verdünnen, verlangt der Körper ständig nach mehr Flüssigkeit, wodurch der Harndrang steigt. Und weil bei einem Dia­betes oft auch das Immunsystem geschwächt ist, sind häufige Infektionen, speziell der Harnwege, ­eine verbreitete Begleiterscheinung.

Bis zur Diagnose eines Diabetes vergehen im Durchschnitt acht Jahre, und jeder zweite erhält sie per Zufallsbefund, weiß der Diabetologe Riedl. Das ist eine lange Zeit, in der die Krankheit schon viel Schaden im Körper angerichtet haben kann. „Die Vorstufe, der sogenannte Prädiabetes, wird so gut wie nie diagnostiziert“, weiß Riedl. Dabei ließe sich gerade dann, wenn der Blutzucker zwischen 100 und 125 Milligramm pro Deziliter liegt, die Erkrankung noch leicht umkehren. Wer sichergehen möchte, dass er keinen Prädiabetes hat, kann den Blutzucker im Rahmen des Gesundheits-Check-Ups, der jedem Krankenversicherten alle drei Jahre zusteht, messen lassen. In der Regel wird dabei der Nüchternblut­zucker gemessen. Erst bei Verdacht wird der Glukosetoleranztest angewendet oder der Langzeitzucker HbA1c gemessen (siehe Kasten).

Dem Zucker auf der Spur

Um den Blutzuckergehalt festzustellen, gibt es heute gleich drei diagnostische Methoden: Der Nüchternblutzucker-Wert gibt nur den tagesaktuellen Wert an. Bei Diabetes-Verdacht müssen deshalb weitere Tests folgen.

› Glukosetoleranztest:
Dafür muss nach der ersten Blutabnahme innerhalb von fünf Minuten ein großes Glas Zuckerlösung getrunken werden. Nach zwei Stunden wird der Blutzuckerwert erneut bestimmt. Ein Vergleich der beiden Werte zeigt die Fähigkeit des Körpers an, wie gut er den aufgenommenen Zucker verarbeiten kann.

› Langzeitzuckerwert HbA1c:
Dieser Blutwert zeigt an, wie hoch der Blutzuckerspiegel in den vergangenen 90 Tagen war und verrät auch jede noch so kleine Ess-Sünde.

Ist ein Diabetes diagnostiziert, können Diabetiker alle drei bis sechs Monate in der Arztpraxis den Blutzuckerlangzeitwert HbA1c messen lassen. Zudem werden im Rahmen des Desease Management Programms für Diabetes (DMP) der Gesetzlichen Krankenkassen regelmäßig neben dem Blutzucker auch die Blutfettwerte (Gesamt-Cholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyzeride) sowie der Kreatinin-Gehalt im Blut bestimmt.

Spätfolgen vermeiden

Je länger jemand zuckerkrank ist, desto unwahrscheinlicher wird es, dass sich die Bauchspeicheldrüse und Körperzellen vollständig regenerieren. Der Grund: „Ein zu hoher Blutzuckerspiegel führt über die Zeit aufgrund der Verengung der Gefäße nicht nur zu Durchblutungsstörungen, sondern auch zu Nervenschädigungen“, erklärt Dr. med. Dominik Dahl, Internist und Diabetologe am Diabetologischen Zentrum in Hamburg-Othmarschen. Speziell in Kombination mit Bluthochdruck könne ein hoher Blutzucker die Durchblutung verschlechtern und Herzkranzgefäße, Nieren und die Netzhaut der Augen schädigen.

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Foto: Patryk Kosmider / shutterstock.com