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Wasser als Therapeut

Ob in den Alpen, an der Ostsee oder am Plattensee – wer an Rheuma oder Gelenkverschleiß leidet, kann den Urlaub nutzen, um die Beschwerden zu lindern.

Bewegung ist bekanntlich die beste Medizin, und meist ist sie wirksamer als jede Pille. Das gilt umso mehr für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen wie Arthri­tis, Morbus Bechterew oder Fibromyalgie, aber auch für diejenigen, die unter altersbedingtem Gelenkverschleiß leiden. Doch gerade sie meiden oftmals den Sport, sei es aus Angst vor Schmerzen, sei es wegen ihrer eingeschränkten Mobilität. Bei der Verbesserung ihrer Beweglichkeit kann das Naturelement Wasser sie unterstützen, denn seine natürlichen Auftriebskräfte sorgen für eine weitgehende Entlastung vom eigenen Körpergewicht. „Sogar Patienten, bei denen sich nach einer Gelenkoperation die Muskulatur zurückgebildet hat, können Bewegungen im Wasser machen, zu denen sie an Land noch nicht in der Lage wären“, berichtet die Hamburger Physiotherapeutin Isabel Aldinger. Hinzu kommen die spezifischen Heilwirkungen von Thermal- und Solewasser. In vielen Heilbädern und Kurorten können Erholungsuchende von den Effekten der Kombination aus Wassertherapien und dem Erlebnis herr­licher Natur profitieren.

 

Wo Wasser, Salz und Wärme zusammenwirken
Als besonders wirksam, speziell bei Rheuma, Arthrose und degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule, gilt eine mindestens vierprozentige Thermalsole, die reich an Jod, Sulfur und Radon ist. Die gelösten Mineralien bewirken die Weitung der Blutgefäße und dringen tief in die Haut ein. Wer seine Beweglichkeit nachhaltig trainieren und verbessern möchte, reist deshalb am besten an einen Kurort, in dem natürlich-warme Sole aus eigener Quelle in die Thermalbecken fließt. In Deutschland gibt es mehrere Kurorte, die über eine eigene Solequelle verfügen: So kann die Ostseeinsel Usedom nicht nur mit weitläufigen Stränden punkten, sondern auch mit der Heringsdorfer Jod-Sole. Aufgrund ihres hohen Salz- und Jodgehalts soll sie speziell bei allen Schmerzen des Bewegungsapparates helfen. Wer indes lieber Urlaub in den Bergen macht, ist in Bad Reichenhall an der richtigen Gesundheitsadresse. Der Kurort ist für seine Alpensole, die auch für die Therapie von orthopädischen Beschwerden eingesetzt wird, weithin bekannt. Aber nicht nur Sole, sondern auch radonhaltiges Heilwasser, wie die Katharinenquelle im oberpfälzischen Neualbenreuth, kann Gelenkbeschwerden und Schmerzen des Bewegungsapparates lindern. Der nicht weit von Marienbad an der deutsch-tschechischen Grenze gelegene Erholungsort ist für all jene ein geeignetes Reiseziel, die Ruhe und Natur suchen und gern im Wald wandern. Radonhaltige Thermalquellen gibt es auch mitten im Salzburger Land. Aber nicht nur das seltene Naturheilmittel ist eine Reise ins Gasteinertal wert, sondern auch die reine Gebirgsluft und die unberührte Berglandschaft.

 

Eine Seltenheit: Der Thermalsee in Bad Hévíz
Gesundheitlich lohnt sich besonders für Rheumatiker auch eine Reise nach Ungarn. Der Plattensee (Balaton) bietet mit sommerlichen Temperaturen von bis zu 30 °C geradezu ideale Bedingungen zum Baden. Die natürliche Wärme entspannt die Muskulatur und alle an ihr beteiligten Strukturen und fördert somit deren Beweglichkeit. Nicht weit entfernt befindet sich in Bad Hévíz der größte natürliche Thermalsee Europas. Dessen leicht radioaktives Wasser und der Heilschlamm, der sich am Boden des Gewässers sammelt, wirken heilend und schmerzlindernd besonders bei rheumatischen Leiden­ sowie bei entzündlichen Wirbelsäulen-  und Gelenk­erkrankungen, aber auch nach einer Operation am Knie oder am Hüftgelenk. Zusätzliche Wannensolebäder oder Wärmepackungen mit Fango oder Moor sind gerade bei rheumatischen Erkrankungen ratsam. Beide spreichern lang die Wärme, sodass sie auch tiefere Körperregionen erreichen kann. Ob in Bad Gastein, Neualbenreuth, Heringsdorf oder Bad Héviz – in den Thermalbädern oder medizinischen Zentren der Kurorte können Behandlungen mit Fango oder Moor auch privat gebucht werden.

 

Urlaubsspaß mit Aquafitness
Zudem wirkt Wasser wegen seiner besonderen physikalischen Eigenschaften wie ein unsichtbarer Therapeut. Es stützt und trägt den Körper nicht nur, sondern fordert durch seinen Widerstand auch Muskulatur, Bänder und Sehnen heraus. Die Muskeln werden schneller gekräftigt und aufgebaut, Faszien und Sehnen besser gedehnt und die Gelenke dabei dennoch geschont. Einfache Bewegungen wie das Abheben und Senken des Beines fallen wegen des hydrostatischen Drucks deutlich schwerer als an Land. „Je schneller ich mich durch das Wasser bewege, desto stärker ist der Widerstand“, so die Physiotherapeutin Isabel Aldinger. Von der Kompression durch das Wasser profitieren nicht nur der Bewegungsapparat, sondern auch das Gewebe und vor allem das Herz-Kreislauf-System – denn das Herz schlägt schneller, weil es gegen den Wasserdruck arbeiten muss. / Inge Behrens

 

Aquatraining in der Kur und zu Hause
Übungen: Viele Kurorte bieten Kurse für Aqua- und Hüftfitness sowie Rücken- oder Funktionstraining für Rheumapatienten an. Aber jeder Gesundheitsgast kann auch daheim regelmäßig Übungen im Wasser praktizieren. Je nach Körpergröße sollte das Wasser eine Tiefe von 1,20 bis 1,40 Meter haben. Isabel­ Aldinger, Expertin für Krankengymnastik im Wasser, verrät zwei effektive Übungen:
1. Joggen im Wasser: Möglichst schnell durch das Wasser laufen. Dabei Arme anwinkeln, Knie möglichst weit anheben und mit dem Oberkörper im Wechsel in die Gegenrichtung rotieren. Schnelligkeit steigern.
2. Storchengang: Aufrecht hinstellen. Beim Vorwärtsgehen abwechselnd ein Bein möglichst hochziehen und dabei den entgegengesetzten Arm diagonal zum Knie führen. Während man das Knie sanft nach unten drückt, wird im Bein von unten nach oben ein leichter Gegendruck aufgebaut. Zehnmal wiederholen.

 

Weitere Infos:
In der Broschüre „Gesundheitskompetenz in Heilbädern und Kurorten“ finden Sie die für die Indikation „Bewegungsapparat“ entsprechenden Mineral-, Sole- und Moorheilbäder. Zu bestellen bei: Deutscher Heilbäderverband e. V., Berlin

www.deutscher-heilbaederverband.de
info@dhv-berlin.de, Telefon +49 (30) 2463692-0

https://usedom.de/heringsdorfer-jodsole
https://www.rupertustherme.de/de/thermenlandschaft/
http://www.neualbenreuth.de/sibyllenbad/
www.gastein.com/kur/mehr-kurinformationen
https://www.badheviz.de/start.html

 

Diesen Beitrag finden Sie in Ausgabe 4/2019.

Fotos: Hackenberg-Photo-Cologne/Alamy-Stock-Foto