string(56) "assets/images/6/cheese_7008088_1280_pixabay-26b9b554.jpg"

Wenn Nahrungsmittel nicht vertragen werden

Viele kennen das: Bestimmte Nahrungsmittel lösen Grummeln im Darm, Ausschlag, Herzrasen oder Kopfschmerzen aus. Oft stecken Laktose, Histamin oder Fruktose dahinter. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelintoleranz begibt sich die Ernährungsmedizinerin Evelyn Brückner-Esslinger auf Spurensuche – etwa indem sie ihre Patienten ein Ernährungstagebuch führen lässt, um herauszufinden, welche Änderungen des Speisezettels helfen können.

Fallbeispiel 1: Laktose-Intoleranz

Die 54-jährige Angestellte einer Versicherung suchte meinen Rat: Seit rund zwei Jahren habe sie morgens nach dem Frühstück ein unangenehmes Völlegefühl und Blähungen. Ihr Bauch sei dann oft so aufgetrieben, dass sie ihre Hosen nicht mehr schließen könne. Dank Homeoffice sei das ja im Prinzip kein Problem. Sie fühle sich damit aber zunehmend unwohl und wolle der Ursache nun endlich auf den Grund gehen.

Mein Verdacht:

Offenkundig verträgt die Patientin etwas nicht, das sie ­regelmäßig morgens zu sich nimmt – wie sich zeigte, war es in ihrem Fall Laktose, also der Milchzucker aus dem morgendlichen Cappuccino und dem Müsli mit Joghurt, mit denen sie seit vielen Jahren in den Tag ­startet. Die körperliche Unter­suchung ergab sehr viel Luft und ­einen leichten Druckschmerz im ­gesamten Abdomen – das spricht für zu viele Gase, die entstehen, wenn nicht verdaute Laktose im Dickdarm fermentiert wird. Die Laborergebnisse waren insgesamt unauffällig. Ein Ernährungstagebuch brachte Gewissheit. Die Beschwerden begannen tatsächlich nach dem Verzehr von Milchprodukten. Cappuccino und ­Joghurt nahm sie nur am Morgen zu sich, den Rest des Tages trank sie ­ihren Kaffee schwarz. Auf Nachfrage erklärte mir die Patientin, dass ihre Probleme erst begonnen hatten, nachdem sie sich vor zwei Jahren auf einer Asienreise eine schwere Gastroenteritis zugezogen hatte. ­Eine solche Entzündung der Magen- und Darmschleimhäute kann dazu führen, dass der zuvor unproblema­tische Milchzucker plötzlich nicht mehr vertragen wird (siehe Kasten unten links).

Mein Behandlungsansatz:

Ich riet der Patientin, zunächst einmal alle Milchprodukte wegzulassen. Ihren morgendlichen Kaffee und ihr Müsli sollte sie statt mit Kuhmilch und Joghurt mit Hafer- oder einer anderen Pflanzenmilch genießen. Lediglich Parmesan und gereiften Käse habe ich ihr erlaubt, sie enthalten von ­Natur aus nur sehr wenig Laktose. Nach vier Wochen kam die Patientin wieder und berichtete mir, dass es ihr wesentlich besser gehe. Sie ­ernährte sich inzwischen nahezu „laktosefrei“ und für den Fall, dass sie außer Haus isst und nicht sicher weiß, ob mit Milchprodukten gekocht wurde, hat sie ein Laktase-Präparat aus der Apotheke in ihrer Handtasche. Das schluckt sie direkt vor dem Essen. Dadurch wird der Milchzucker resorbierbar und verursacht keinerlei Beschwerden. Allerdings trieb sie nun die Sorge um, ob sie ohne Milchprodukte nun noch genug Kalzium und ausreichend ­Eiweiße zu sich nimmt – schließlich sei ja alt bekannt, dass man Milch trinken müsse, um genug davon zu bekommen. Der Werbespruch „Die Milch macht‘s“ aus den Achtzigerjahren, mit dem Milch als ein ­besonders gesundes und lebensnotwendiges ­Lebensmittel vermarktet wurde, war bei ihr wie bei vielen Menschen ihrer Generation fest im Gedächtnis verankert.

Die Sorgen der Patientin sind durchaus berechtigt. Mit einer gezielten Auswahl an Lebensmitteln ist es aber problemlos möglich, auch ohne Milch den täglichen Kalzium- und Proteinbedarf zu decken. Kalzium ist wichtig für die Knochenbildung und spielt bei der Osteoporose-Vorbeugung eine wichtige Rolle, verzehrt man zu wenig Proteine, kommt es ab 50 Jahren rasch zu Muskelabbau. Besonders reich an Kalzium ist ­Sesam oder auch die daraus hergestellte Sesampaste Tahini. Das Spurenelement findet sich zudem in Nüssen und Mandeln, Tofu, getrockneten Feigen, Grünkohl, Brokkoli, Pak Choi und Rukola. Viele Pflanzendrinks sind mit Kalziumkarbonat angereichert, und auch bestimmte Mineralwässer (zum Beispiel Gerolsteiner und Rosbacher) enthalten viel davon. Gerade bei Kalzium kommt es aber immer darauf an, seine Bioverfügbarkeit nicht zu hemmen. Phytate – das sind natürliche Pflanzenstoffe, die in Samen, Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide vorkommen – verbinden sich mit dem Kalzium nämlich zu unlöslichen Komplexen. Da diese nicht vom Darm aufgenommen werden können, gelangt weniger Kalzium ins Blut, obwohl es vielleicht in der Nahrung enthalten war. Dieser hemmende Effekt hängt stark von der Verarbeitung der phytathaltigen Lebensmittel ab: Kochen, Einweichen und Fermentieren zerstört die blockierenden Substanzen. Gekochter Grünkohl ist deshalb verträglicher als roher, am Abend zuvor eingeweichte Haferflocken fürs Frühstücksmüsli gesünder als frisch angerührt, lange geführtes Sauerteigbrot besser als Vollkornbrot aus unfermentiertem Teig. Auch in Sachen Eiweißaufnahme konnte ich meine Patientin beruhigen. Sie ist keine Vegetarierin, und mit Fleisch und Fisch kann sie ihre Proteinbilanz ganz problemlos aufrecht halten. Zudem bieten Hülsenfrüchte, Nüsse, Tofu und viele Getreidesorten ausreichend Protein.

...

Den kompletten, ausführlichen Beitrag mit vielen wissenswerten Hintergundinformationen lesen Sie in unserem Magazin natürlich gesund und munter 05/2025

 

Foto: pixabay