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Wie unser Herz die Seele spiegelt

Kein anderes Organ bringen wir so sehr mit unserem Gefühlsleben in Verbindung wie das Herz. Das ist seit Jahrhunderten so. Und wir wissen längst, dass nicht nur Gedanken, sondern auch Gefühle im Gehirn entstehen. Aber wie genau wird unser Herz und seine Gesundheit von Gefühlen beeinflusst? Welche Rolle spielen unsere Lebensumstände, unsere Kindheitserfahrungen? Diese Fragen erforscht die noch relativ junge Disziplin der Psychokardiologie. Dank ihr ist in den letzten Jahren das Bewusstsein gewachsen, wie sehr emotionaler Stress dem Herzen schaden kann – und wie wichtig es ist, auch die psychosozialen Risikofaktoren ernst zu nehmen und ihnen rechtzeitig zu  begegnen.

UNser Herz und unser Gehirn  kommunizieren über  Botenstoffe, immunologische Prozesse und elektrische Signale per Vagusnerv. Dieser längste „Draht“ des autonomen („vegetativen“) Nervensystems  verläuft zwischen Gehirn und Bauchraum und ermöglicht den beiden hochrangigen Organen einen dynamischen Austausch – in zwei Richtungen. Und der Austausch hat Folgen. Wenn das autonome Nervensystem konstant im Stressmodus ist, kann dies ganz buchstäblich auf die Herzgesundheit schlagen. Fraglos ist die „Herz-Hirn-Achse“ also nicht nur ein Denkmodell.

„Das autonome Nervensystem spielt eine zentrale Rolle, da es über Sympathikus und Parasympathikus sowohl die Herzfrequenz als auch die Reaktivität auf Stress reguliert“, erklärt Prof. Dr. Aju Pazhenkottil, Leitender Oberarzt in der Kardialen Bildgebung der Klinik für Nuklearmedizin sowie an der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik am Universitätsspital Zürich. Zu seinen Spezialgebieten gehört neben der Kardialen Bildgebung – also Echokardiographie, Herz-CT, Herz-MRT und Nuklearkardiologie – die noch relativ junge Disziplin der Psychokardiologie. Er sagt: „Chronischer psychosozialer Stress kann das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Systemen stören, was zu einer Überaktivierung des Sympathikus und einer verminderten Kontrolle durch den Vagusnerv führt“. Und diese Dysregulation erhöhe das Risiko für Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und entzündliche Prozesse, die wiederum kardiovaskuläre und neurologische Erkrankungen begünstigten.

Seit langem bekannt ist, dass eine mandelgroße Struktur des Gehirns, die Amygdala („Mandelkern“), eine zentrale Rolle bei der emotionalen Bewertung und Verarbeitung von Stress spielt. Sie ist eine Art Alarmanlage des Gehirns, die bei potenziellen Gefahrensituationen hochfährt. Eine neue Studie hat nun ergeben, dass eine erhöhte Aktivität der Amygdala zu verstärkten entzündlichen Prozessen im Bereich der Herzkranzgefäße und zu mehr Ablagerungen (Plaques) in diesen Adern führen kann. Prof. Pazhenkottil spricht von „psychosozialen Risikofaktoren“: „Chronischer Stress, Depressionen, Angstzustände sowie ein niedriger sozioökonomischer Status und Einsamkeit stehen in Verbindung mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko und einem ungünstigen Verlauf kardialer Erkrankungen.“

Wie eng Herz und Gehirn miteinander in Verbindung stehen, offenbart sich auch darin, dass nicht wenige Menschen nach einem Schlaganfall ebenfalls am Herzen erkranken. Andersherum sind Patienten mit Herzerkrankungen häufig in ihren kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt, obwohl die dafür zuständigen Hirnareale gar nicht direkt betroffen sind. Neueste Studien­ergebnisse deuten an, dass das sogenannte Vorhofflimmern, bei dem die Vorhöfe des Herzens nicht mehr ausreichend pumpen, wohl mit einem erhöhten Risiko für Demenz assoziiert ist, unabhängig davon, ob jemand bereits einen Schlaganfall hatte.

Warum prägende Erfahrungen uns „zu Herzen gehen“ können

Immer häufiger werden heute in der Kardiologie deshalb neben Messungen wie Blutuntersuchungen und EKG sowie bildgebenden Verfahren wie Röntgen und MRT auch die aktuellen Lebensumstände eines Patienten berücksichtigt – und seine Lebensgeschichte. Was eine kindliche Seele beschädigt und welche Schutzfaktoren sie besitzt, ist höchst individuell. Eine große Studie, die der US-amerikanische Präventivmediziner Vincent J. Felitti schon Mitte der Neunzigerjahre initiiert hatte, zeigte einen geradezu erschütternd deutlichen Zusammenhang zwischen belastenden Kindheitserfahrungen und der Gesundheit von Körper, Seele und Geist im Erwachsenenalter. Grob gesagt, je negativer und zahlreicher die beklemmenden Erfahrungen, desto schlechter nicht nur die seelische, sondern auch die körperliche Verfassung. Das gilt in besonderem Maße für die Herzgesundheit.

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Foto: J614 / iStock.com