Zusammenleben: „Nur wer verletzlich ist, bleibt mitmenschlich“

In unserer Zeit gilt Unverwundbarkeit meist als erstrebenswerte Stärke, Verletzlichkeit hingegen als Zeichen von Schwäche. Der Freiburger Arzt und Philosoph Giovanni Maio sieht jedoch genau darin die Grundlage für mehr Humanität – auch in der Medizin.
Prof. Dr. Giovanni Maio
Der Arzt und Philosoph, Jahrgang 1964, lehrt als Universitätsprofessor Medizinethik/Bioethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und leitet als geschäftsführender Direktor das Institut für Ethik und Geschichte der Medizin. Sein medizinethisches Lehrbuch „Mittelpunkt Mensch“ von 2018 gilt heute als Standardwerk. Zuletzt erschien von ihm das Buch „Ethik der Verletzlichkeit“ (Herder Verlag).
Um deutliche Worte für das, was falsch läuft in der Gesundheitspolitik, ist der Freiburger Medizinethiker Professor Giovanni Maio nicht verlegen. Seit Jahren fordert er ein Umdenken hin zu mehr Mitmenschlichkeit in der Medizin. Zu einer Medizin, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht ökonomische Interessen. Engagiert vermittelt er dies auch seinen Studierenden. In seinem neuen Buch „Ethik der Verletzlichkeit“ plädiert Maio für ein neues Menschenbild als Grundlage für eine humanere Fürsorge. Wir haben ihn zum Gespräch getroffen.
Herr Professor Maio, beim Wort „Verletzlichkeit“ denkt man meist an einen Menschen, dem die Widerstandskraft fehlt, um mit den Herausforderungen des Lebens zurechtzukommen. In ihrem neuen Buch schreiben Sie nun aber, dass Verletzlichkeit auch positiv gesehen werden kann?
Prof. Giovanni Maio: Dass „verletzlich sein“ als Schwäche wahrgenommen wird, ist schlichtweg eine Fehldeutung. Ja, mir ist es wichtig, die Verletzlichkeit aus dieser Negativ-Konnotation herauszuholen. Verletzlichkeit ist vielmehr ein Zustand, der es uns erst ermöglicht, uns für unsere Mitmenschen zu öffnen, aufgeschlossen zu sein und Empfindungen zu haben. Sie eröffnet uns die Chance, Erfahrungen mit anderen zu machen und uns weiterzuentwickeln. Viele wollen ihre Verletzlichkeit jedoch lieber ganz abgeben und so leben, als wären sie unverletzlich. Sie denken, sie müssten „Helden“ sein, die über den Dingen stehen. Aber diese vollkommene Souveränität und Autonomie ist eine Illusion.
Aber ist Autonomie nicht auch ein Wert an sich?
Verletzlich zu sein bedeutet nicht, weniger autonom zu sein. Unsere Autonomie für sich genommen ist immer prekär, denn wir können jederzeit in eine Situation kommen, in der wir erschüttert werden und uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Dann sind wir angewiesen auf unsere Mitmenschen. Spürbar wird dies vor allem im medizinischen Bereich: Gerade in der Situation des Erkranktseins tritt die Verletzlichkeit des Menschen besonders zutage. Gleichzeitig ist die Verletzlichkeit eine Grundbedingung unserer Existenz, eine Hintergrundfolie, die wir nie abstreifen können; sie ist einfach der Modus unseres In-der-Welt-Seins.
Welche positiven Ressourcen können in der Verletzlichkeit liegen?
Weil wir verletzlich sind, sind wir emotional ansprechbar, empfänglich und aufnahmefähig. Wir erlernen dadurch die Fähigkeit zum Mit-Fühlen, zur Empathie, die Fähigkeit, uns in andere hineinzufühlen. Wären wir unverletzlich, wäre das, was ein anderer uns erzählt, wie eine Erzählung von einem Marsmenschen. Unsere Verletzlichkeit macht uns also sensibel für das, was andere uns mitteilen.
Wie können wir mit der Verletzlichkeit anderer Menschen umgehen?
Mein Plädoyer ist, den Menschen aus einer anderen Perspektive zu sehen: nicht als den mächtigen Unternehmer seiner selbst, sondern in seiner Verletzlichkeit. Wenn wir ihn so betrachten, gehen wir auch anders mit ihm um. Es geht darum, die Verletzlichkeit des anderen zu sehen, und wenn ich diese sehe, dann fühle ich mich aufgefordert, behutsam, umsichtig und sensibel zu bleiben – um den anderen vor dem Verletzt-werden zu schützen.
Spricht man offen über Verletzlichkeit, kommt als Reaktion des Gegenübers nicht selten Hilflosigkeit, Blockade oder peinliches Berührtsein. Wie verhält man sich so, dass man die Verletzlichkeit des anderen nicht übergeht, ihn aber auch nicht bloßstellt?
Wenn ich jemanden gar nicht anschaue, mich nicht für ihn interessiere oder ihn nicht verstehen will, ist dies eine Form der Verletzung. Doch es gibt eine weitere Form der Verletzung: wenn ich jemanden zu lange anschaue, zu viel frage oder vielleicht sogar erzwingen will, dass jemand offener mit seiner Verletzlichkeit und seinen Gefühlen umgeht. Die Antwort auf die Einsicht in die Verletzlichkeit des anderen kann also nicht lauten: „Lass uns über deine Verletzlichkeit sprechen“, sondern sie muss für mich lauten: „Ich möchte taktvoll mit dem anderen umgehen, er soll keine Zudringlichkeit erleben müssen.“ Sehen wir in dem anderen das verletzliche Wesen, lernen wir besser, den anderen davor zu schützen, beschämt zu werden.
Sensibilität als Haltung bedeutet, die Integrität des anderen zu schützen und ihm mit der größtmöglichen Achtung zu begegnen.
Könnte man das als eine Form der Höflichkeit verstehen?
Höflichkeit allein genügt nicht, denn Höflichkeit ist kühl. Oft bedarf es einfach einer menschlichen Geste, die sich in Sensibilität und Taktgefühl ausdrückt.
Ist Sensibilität erlernbar, oder ist es etwas, das der eine hat und der andere nicht?
Sensibilität ist primär keine Handlungs-, sondern eine Haltungsfrage. Das Wesentliche ist die innere Haltung zum anderen: Was ist der andere? Und je mehr wir die Verletzlichkeit in den Mittelpunkt stellen, desto mehr erkennen wir: Ich muss die Integrität des anderen schützen und ihm mit der größtmöglichen Achtung begegnen, ohne aufdringlich zu sein.
„In der Wahrnehmung der Zerbrechlichkeit erkennen wir das eigentliche Wesen des anderen. Es ist die geteilte Verletzlichkeit, die uns miteinander verbindet.“
Wie kann man das fördern, auch ganz von Anfang an? Was können Eltern tun, um schon in ihren kleinen Kindern diese Sensibilität und Empathie zu wecken?
Das Zentrale ist, Vorbild zu sein, vorzuleben – das entfaltet die größte prägende Kraft. Wir merken das im Erwachsenensein oft gar nicht mehr, wie sehr wir durch die Art und Lebensweise unserer Eltern geprägt worden sind.
Und später, im Erwachsenenalter? Ist es dann zu spät, einen sensiblen und empathischen Umgang mit anderen zu erlernen?
Es ist nie zu spät, sich selbst immer wieder neu zu reflektieren und sich bewusst zu machen, wie man mit anderen umgeht. Das müssen wir ganz neu lernen: ein Stück weit zurückzutreten und uns aufzuschließen für das unverwechselbare Wesen des anderen.
Der Unternehmer seiner selbst, der „Homo oeconomicus“, das ist ein Zerrbild des Menschen.
Was war der Auslöser für Sie, dieses Buch zu schreiben?
Der Ausgangspunkt meines Denkens ist die Frage: „Wer ist der Mensch?“ Den „Homo oeconomicus“ habe ich immer als ein Zerrbild des Menschen wahrgenommen. Der Unternehmer seiner selbst, der einer Egologik folgt, um das Maximum herauszuholen und seine individuellen Interessen durchzusetzen – diese Vorstellung halte ich für zu einfach und zu einseitig. Deshalb war ich auf der Suche nach einem komplementären Bild. Ich betrachte den Menschen vielmehr als „angewiesenes“ Wesen, also als Wesen, das nicht anders existieren kann als im Bezogensein auf andere. Jeder Mensch braucht Beziehungen zu anderen, um durch deren Anerkennung überhaupt erst die Möglichkeit zu haben, zu sich selbst zu finden.
Was bedeutet das aus medizinethischer Sicht? Gerade im medizinischen Bereich wird diese Beziehungshaftigkeit ja wenig berücksichtigt. Man erlebt sich oft nur noch als Nummer und kommt sich irgendwie alleingelassen vor. Liegt das allein an Zeitmangel und Bürokratie?
Es hat nicht nur strukturelle Gründe, wenn man sich in der Medizin alleingelassen fühlt. Dass es Anreize gibt, so wenig Kontakt wie möglich mit Patienten zu haben, ist keine gute Entwicklung, aber das ist nicht das einzige Problem. Ich meine, es sind auch hier Fragen der Haltung: Wie geht man mit dem Patienten um in der Zeit, die man mit ihm verbringt? Wenn man den Homo oeconomicus als Ausgangspunkt nimmt, behandelt man Patienten automatisch wie Kunden und überlässt sie sich selbst. Ein solches Anbieter-Kunden-Verhältnis ist ja sinnvoll, wenn man etwas kaufen möchte. Aber wenn man krank geworden ist, sucht man kein Geschäftsverhältnis, sondern man erhofft sich ein Sorgeverhältnis.
Wie erleben Sie die angehenden Medizinerinnen und Mediziner? Werden diese schon im Studium zu mehr „Menschennähe“ und Empathie angeleitet?
Mein besonderes Privileg ist, dass ich die ganz junge Generation miterleben darf. Und diese jungen Studierenden, die machen mir Mut! Ich erlebe sie ja im Hörsaal – die wollen alle einen menschennahen Beruf ausüben. Sie studieren Medizin, weil sie eine prosoziale Einstellung haben, und zwar durch die Bank. Ich sehe darin so viel Potenzial. Und das muss man unterstützen – genau darin sehe ich meine Aufgabe.
Wie leiten Sie Ihre Studierenden praxisnah zu „Menschennähe“ und Empathie an?
In meinen Ethik-Vorlesungen zeige ich ganz konkrete Patientengeschichten, die ich selbst als Internist erlebt habe. Anhand dieser Fälle, zum Beispiel auch bei Konflikten, suchen wir nach Lösungsmöglichkeiten: Was mache ich als Arzt, wenn der Patient beispielsweise eine bestimmte Hilfe nicht annehmen will? Ich kann ihn ja nicht zwingen … Aber eventuell hat er etwas missverstanden oder ist mit der Situation komplett überfordert. Dann muss ich als Arzt in die Beziehung investieren, nochmals mit dem Patienten reden oder anders mit ihm reden. Konflikte zwischen Arzt und Patient sind ganz häufig Resultate von Kommunikationsdefiziten.
Sind Ethik-Vorlesungen Teil eines jeden Medizin-Studiums?
Früher gehörte eine breitere Bildung zu den Voraussetzungen, um Arzt zu werden. Dann wurde der Fokus einseitig zugunsten der Naturwissenschaften verschoben. Zum Ausgleich gibt es jetzt einen verpflichtenden Querschnittsbereich, in dem Medizinstudenten mit ethischen Fragen konfrontiert werden, er heißt: „Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin“. Dieses Pflichtfach ist in den letzten Jahren neu etabliert worden, da haben wir auf jeden Fall Fortschritte gemacht. Wir müssen das Studium aber weiterhin dahingehend verändern, dass die psychosozialen Elemente des Krankseins stärker in den Mittelpunkt rücken.
Was möchten Sie Ihren Studierenden vor allem mit auf den Weg geben?
Ich möchte sie dahin bringen, dass sie nicht einfach fragen: „Was hat der Patient?“, sondern: „Wer ist er?“ Die Fähigkeit, den objektiven Befund mit dem subjektiven Befinden zusammenzuführen, das ist Medizin, und zu dieser Doppelperspektive müssen die Studierenden angeleitet werden. Sie sollten sich für die Geschichte des Patienten interessieren, denn je mehr sie seine Geschichte verstanden haben, desto zielgerichteter können sie ihm helfen.
Sie plädieren auch dafür, Patienten nicht nur zu umsorgen, sondern ihnen zu helfen, ihre ureigenen Potenziale wiederzuentdecken und zu nutzen – „Hilfe zur Selbsthilfe“ sozusagen. Wie sieht das in der Praxis aus?
Der Patient ist der beste Experte für sich selbst. Und man kann als Arzt nur dann wirklich helfen, wenn man den Menschen dazu bringt, dem, was in ihm als Wirkkraft vorhanden ist, wieder mehr zu vertrauen. Diese inneren Ressourcen sind aber bei jedem einzelnen anders. Deswegen gilt es, die Medizin primär als eine Beziehungsmedizin zu verstehen, als eine „sprechende“ Medizin: Nur durch Zuwendung können Sie den Patienten befähigen, auf seine ureigenen Ressourcen zurückzugreifen. Dadurch kann der erkrankte Mensch neue Selbstwirksamkeit erleben und auch aus der Selbstentwertung herauskommen, in die ihn die Krankheit gestürzt hat.
Im Fall einer schlimmen Diagnose – wie kann der Arzt sie dem Patienten vermitteln, ohne sie ihm einfach vor die Füße zu werfen? Das geschieht ja nicht selten.
Wenn so etwas passiert, dann ist die Medizin blind geworden für die Verletzlichkeit des Patienten. Mehr noch, die moderne Medizin übersieht, dass die Übermittlung einer ernsten Diagnose einen „vulnerabilisierenden“ Effekt hat, sie verschärft die Verletzlichkeit des Patienten. Deswegen ist es so wichtig, dass die Sachinformationen nicht nur korrekt und ehrlich, sondern auch sensibel vermittelt werden.
Medizin darf sich nicht aufs Behandeln der Krankheit zurückziehen. Sie muss auch das Krank-Sein verstehen.
Wie geht man dann mit Patienten um?
Eine ernste Krankheit, mit der man plötzlich konfrontiert wird, ist immer auch ein Bruch mit dem bisherigen Leben, ein Bruch mit dem Selbstbild, ein Bruch aller Zukunftsvorstellungen. Diesen Bruch muss man als Arzt verstehen, aber man darf da dann nicht stehenbleiben, sondern man hat die Aufgabe, dem Patienten aufzuzeigen, dass die Krankheit nicht automatisch ein Abbruch des guten Lebens bedeuten muss, sondern dass der Patient, wenn er einen guten Umgang damit findet, einen Durchbruch zu einem neuen, guten Lebenskonzept finden kann. Die Medizin kann sich also nicht auf die Krankheit und das Behandeln zurückziehen, sie muss eben auch das Krank-Sein verstehen und den Menschen begleiten.
Sie kritisieren, dass die Gesundheitspolitik derzeit destruktive Wege beschreite. Sie habe ein falsches Menschenbild. Was meinen Sie damit?
Das Menschenbild der Medizin und auch der Gesundheitspolitik ist nicht nur ökonomistisch, sondern zugleich auch mechanistisch. Es ist das Bild des „homme machine“, also der „Mensch-Maschine“, bei der es nur darum geht, an dem richtigen Rädchen zu drehen und es dabei bewenden zu lassen. Dieses Bild ist in der Medizin seit der Neuzeit weit verbreitet. Deshalb wird den Studierenden auch beigebracht: Die Krankheit sieht man im Mikroskop, dann wird sie mit Intervention im Sinne einer Reparatur behandelt, wie in einer fabrikartigen Anordnung, in der der Patient fließbandartig durchgeschleust wird. So denkt die Medizin, und die Politik denkt vielfach genauso.Schon im Jahr 2003 wurde in der Gesundheitspolitik verkündet, dass man jetzt, um eine Kostenexplosion zu verhindern, unbedingt Fallpauschalen brauche. In der Folge bekamen die Ärzte für jeden Patienten nur noch einen „Stück-Preis“ – die Folge war, dass der einzelne Patient schneller durchgeschleust werden musste, damit die Bilanzen am Schluss stimmten. Diese Konzeption der Durchschleusung und Reparatur ignoriert die Individualität des Menschen. Medizin ist aber nicht zweckrationales Hantieren, sondern unabdingbar auf ein verständigungsorientiertes Handeln ausgerichtet. Das heißt, eine Medizin, die sich nur dem Reparaturparadigma verschreibt, ohne dem Verständigungsparadigma zu folgen, wird keine wirkliche Medizin sein können.
Wo sehen Sie Ihre Einflussmöglichkeit, um Politik und Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren, damit sich Mediziner wieder individueller um den Menschen in seiner Gesamtheit kümmern können?
Ich habe als Wissenschaftler nur die Kraft des besseren Arguments; ich habe nur das Wort, und so ist es mir ein Anliegen, dort wo die Medizin Irrtümern aufsitzt, dagegen anzuschreiben. Das ist das Einzige, was ich als Wissenschaftler tun kann. Ich hinterfrage und stelle in Frage, auch das scheinbar Selbstverständliche, das ist mein Auftrag als Ethiker.
Sie schreiben über die „Versehrbarkeit“ des Menschen, die gleichzeitig auf die Kostbarkeit des Lebens hinweist, auf die Schönheit des Zerbrechlichen. Gibt es positive Anzeichen, dass wir in unserer Gesellschaft wieder mehr Verletzlichkeit leben können?
Die kostbare, verletzliche Besonderheit des anderen zu erkennen, verändert meine Haltung zum anderen. Denn in der Wahrnehmung der Zerbrechlichkeit des Menschen erkennen wir das eigentliche Wesen des anderen. Und dafür wollte ich sensibilisieren. Mir geht es um eine neue Haltung zum Menschen. Ich glaube daran: Solange man mit Menschen über solche Dinge sprechen kann, solange es Menschen überhaupt gibt, die miteinander kommunizieren, haben wir allen Grund zur Hoffnung.
Was kann jeder Einzelne von uns tun? Wie kann es gelingen, dass wir uns für dieses neue Menschenbild öffnen?
Indem wir uns bewusster werden, dass die geteilte Verletzlichkeit genau das ist, was uns alle verbindet, und wir uns klarmachen, dass wir nur dann ein wirklich erfülltes Leben führen, wenn wir in die Beziehung zu anderen investieren. Und wir brauchen eine neue „Kultur der Behutsamkeit“. Deswegen spreche ich auch von der Notwendigkeit der Sorge-Kultur. Wir müssen anerkennen, dass wir alle sorgebedürftige Wesen sind. Es muss selbstverständlich bleiben, sich um jemand anderen zu kümmern. Wir sollten die Kultur der Gleichgültigkeit anderen gegenüber überwinden und zu einer neuen Kultur des umsichtigen füreinanders finden. Wir brauchen ein neues Menschenbild, das die Angewiesenheit und Verletzlichkeit eines jeden Menschen zum Ausgangspunkt nimmt. Ein solches Menschenbild ruft die Sorge für den anderen hervor. Es muss selbstverständlich bleiben, dass unsere Gesellschaft von Kulturen der Sorge getragen wird, denn nur dann können wir von einer humanen Gesellschaft sprechen.
/ Das Gespräch führte Monika Hopfensitz
Diesen Beitrag finden Sie in unserem Magazin natürlich gesund und munter 05/2025
Fotos: Silke Wernet